UNI Post & Logistics - global union

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Präsident der UNI Post & Logistics - global union

Leserbrief, 30.10.2007

Basteln sich milliardenschwere Konzerne der Postbranche eine eigene Gewerkschaft ? Das System Siemens wird neu erfunden.

Die milliardenschwere Konzerne PIN Group aus Luxemburg (hinter dem der Springer-Konzern steht) und TNT aus Holland haben ganz offensichtlich nichts aus der Siemens-Affäre gelernt. Deren geschmierte Konkurrenz zur IG Metall hieß AUB. Der „Gewerkschaftschef“ Schelshy kam aus dem Dunstkreis der Unternehmensleitung und sitzt jetzt wegen Bestechung in U-Haft.

Man reibt sich verwundert die Augen: Florian Gerster Chef des Arbeitgeberverbandes NBZ freut sich öffentlich über die Gründung einer neuen Gewerkschaft, bevor ihre Existenz überhaupt bekannt wurde. Auch Axel Stirl, Vorstand bei der PIN AG ist informiert. 2 Tage später wird die Gewerkschaft gegründet. Sie heißt fast genauso wie der Verband der Arbeitgeber: „Gewerkschaft der neuen Brief- und Zustelldienste“ (GBNZ). Der neue „Gewerkschaftschef“ kommt zweckmäßigerweise aus der vom Springer-Verlag beherrschten Personalabteilung der PIN AG. Geschäftsführer der Gewerkschaft ist Arno Doll, freier Unternehmensberater und früher in der Geschäftsleitung des Tengelmann-Konzerns. Unterstützt werden sie von führenden Mitarbeitern der PIN AG, die allesamt nicht unter eine Mindestlohnregelung fallen würden.

Die Frage, wo das Geld für die Gewerkschaft her kommt, bleibt im Dunkeln. Auf die Frage, wie der Gewerkschaftsbetrieb aufgenommen werden kann, obwohl noch kein Euro an Mitgliedsbeiträgen geflossen ist, gibt es eine „erhellende Erklärung“: Die Miete für das Gewerkschaftsbüro muss nicht im voraus bezahlt werden. Offensichtlich auch die Mietkaution nicht. So einen Vermieter hätten die Arbeitnehmer, die von der PIN AG Hungerlöhne erhalten, auch gern.

Der Geschäftsführer der Gewerkschaft hat einen Anstellungsvertrag, verzichtet aber zunächst auf sein Gehalt. Erklärung: „Ich habe keine Sorge, dass ich mein vorgeleistetes Geld nicht wiederbekomme“.

Jetzt sollte man mal rechnen´: Der Monatsbeitrag zur Gewerkschaft beträgt 1,50 Euro. Wenn sich alle 1.000 Briefzusteller der PIN AG in Berlin (also 100 % Organisationsgrad) organisieren würden, wäre dies eine Monatseinnahme der Gewerkschaft. Woher kommt das Geld für Miete, Publikationen, Reisekosten, Gehälter ?

Aufschlussreich ist die Satzung: Man kann Fördermitglied werden. Wer zahlt da wie viel und wofür ? Man sollte nicht überrascht sein, wenn Florian Gerster, Friede Springer, Günther Thiel oder ihre Strohmänner-/frauen üppig fördern. Das Siemens-System lässt grüßen !

Die eigenartige Demonstration unter Fortzahlung der Löhne, angemeldet vom Arbeitgeber PIN AG und ausgerichtet von einer Werbeagentur, zu deren Teilnahme die Beschäftigten mit Druck gezwungen wurden, liegt auf dieser Linie. Auch hier fragt man sich: Wer hat wie viel gezahlt ?

Normal ist: Mitglieder wählen ihre Gewerkschaftsvorstände. Über Tarifforderungen wird diskutiert und in Versammlungen beschlossen. Bei dieser Gewerkschaft ist alles dubios.

Offensichtlich einziger Zweck ist: Man braucht einen Partner für Dumping-Tarifverträge. Wenn das durchgeht, ist Deutschland auf dem Niveau einer Bananen-Republik gelandet.

Die Arbeitnehmer bei PIN und TNT sollten in eine richtige Gewerkschaft eintreten. Bei den milliardenschweren Konzernen PIN Group und TNT ist genug Geld da, um keine Hungerlöhne zahlen zu müssen.

Mit freundlichen Grüßen
Rolf Büttner



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